ProNepal besucht Kathmandu und Umgebung nach vier Jahren

5.000 € für ein Intensivbett. Wir stehen in einem Gang im Untergeschoss des Krankenhauses Sheer Memorial Hospital vor der Intensivstation und schauen hinein. Das Krankenhaus befindet sich in Banepa, einer Stadt 26 km östlich von Kathmandu. Ein Plastikvorhang trennt uns von den 5 Patienten. Heute Nacht ist eine 25-Jährige gestorben. Suizid mit Gift. Die Ärztin erklärt uns, dass noch mehr Betten notwendig wären. ProNepal hatte zwei gespendet.

In der gleichen Stadt treffen wir in einer Gesundheitsstation eine sehr motivierte Krankenschwester. Mit einem beeindruckenden Engagement erklärt sie uns ihren Aufgabenbereich. Auch sie hat eine große Bitte: ein Ultraschallgerät.  Das würde ihr ermöglichen den schwangeren Frauen die notwendige ärztliche Unterstützung zu geben.

Das sind zwei von vielen Erlebnissen, die wir in der Zeit vom 2.-15. September in Nepal hatten. Wir, das sind 4 Vorstandsmitglieder mit unseren erwachsenen Adoptivkindern und einer Freundin.

Seit unserem Besuch vor 4 Jahren hat sich einiges verändert. Die Schäden nach dem Erdbeben sind größtenteils behoben. In der Stadt Kathmandu gibt es seit ein paar Monaten einen neuen Bürgermeister. Der Kabelwirrwarr bei den Strommasten wird schrittweise entfernt, die Straßen sind sauberer. Im Thamel tummeln sich nur wenige Touristen. Die Hochsaison beginnt erst langsam.

Es liegt Hoffnung in der Luft. Aber die Lebenshaltungskosten gehen rasant in die Höhe. Der Staat glänzt nach wie vor mit Abwesenheit. Das ist der Hauptgrund, warum die Menschen auf ausländische Hilfe angewiesen sind. Im November sind Neuwahlen des Parlaments, auch da hofft man auf Verbesserung.

Jeden Tag regnet es. Der Monsun dauert heuer länger. Riccardo, unser Präsident, hat sich beim Besichtigen eines Standortes für ein neues Trinkwasserbecken 2 Blutegel angelockt. Nach dem Entfernen blutet es.

Im Heim für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung in Kavrepalanchok treffen wir auf kleine Gruppe aus Mitbewohnern, Betreuern und Heimleitung. Einige Kinder sind erkrankt, entweder an Covid oder am Denguefieber. In einem Raum basteln die Kinder Armreifen. Liebevoll und mit viel Freude wird uns auch eines übergestreift. Das Haus ist groß, es könnte besser genutzt werden. Aber es ist kein Geld für den Transport der Kinder und Jugendliche ins Heim vorhanden.

Etwas scheuer empfangen uns die Kindern im Waisenheim Sahayogi Samay. Die mitgebrachten Briefe der Paten und die Geschenke kommen gut an und schon ist das Eis gebrochen. Die Kinder wissen, dass wir immer wieder kommen, und es stellt sich sehr schnell eine Vertrautheit ein. Aruna, die Heimleiterin, erzählt uns von den bürokratischen Hindernissen. Noch dazu solle sie den Kindern ein besseres Heim bieten. In Kathmandu ist es derzeit unmöglich eine halbwegs preiswerte Unterkunft zu finden. Die Behörde stellt Forderungen, trägt aber finanziell nichts dazu bei.

Im Raum Khusibun, wo Frauen zu Strickerinnen ausgebildet werden, rattern die Maschinen. Trotz unserer Anwesenheit arbeiten die Frauen weiter. Es scheint ihnen Spaß zu machen. Es entstehen Schuluniformen. Die Auftragslage sei gut. Es ist nun schon die 3. Auflage dieses Projektes. Die Erste war in Sanga, und die beiden letzten in der Hauptstadt.

Abenteuerlich geht es über Chyamrangbensi nach Ghinghe, ca. 50 Km südöstlich von Kathmandu. Nach vier Stunden Fahrt über unwegsames und in Nebel gehülltes Gelände erreichen wir die Ortschaft und den von uns ausgestattenden Medical Room und die Schule mit der Ausspeisung. Wir essen mit den Kindern eine kleine Mahlzeit. Es gibt Kartoffeln und süßen, nahrhaften Brei.

Der festlichste und offiziellste Teil unserer Reise ist eindeutig die Einweihung des Trinkwasserprojektes in Sanga. Die ganze Dorfbevölkerung ist auf den Beinen. Der Empfang ist herzlich und überwältigend, mit Trommelrythmus geht es zum Platz vor der Schule. Dieser ist in einen Festplatz umgewandelt worden. Ausnahmsweise regnet es nicht. Nach den verschiedenen Ansprachen mischen wir uns unter die Leute und genießen die Atmosphäre.

Sanga hat nach dem Bau der ersten Wasserleitung und durch diesen neuen Tiefbrunnen einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt.

Von allen 3 Landesbanken haben wir schöne und sinnvolle Gagets bekommen. Auch die T-Shirts, die wir vom AVS bekommen haben, kamen gut an. Die Ausstattung der Medical Rooms, sowie der Bau des Tiefbrunnens und des Ausgleichsbeckens In Sanga wurde in Zusammenarbeit mit dem Land Südtirol finanziert.

Unsere Partner von der Organisation SEO haben uns fast immer begleitet. Frau Jaya und Herr Pradhan sind ungemein verlässlich und zuvorkommend. Seit fast 20 Jahren kennen wir sie und die Verbundenheit mit ihnen ist groß.  Unserer Freunde in Nepal haben an uns gedacht, als Covid war, sie wissen, dass auch bei uns alles teurer wird, dass der Ukrainekrieg sehr bedrohlich ist und hoffen mit uns, dass die Situation sich bald wieder normalisiert.

Überall spürten wir große Dankbarkeit und gleichzeitig auch den Wunsch nicht im Stich gelassen zu werden.

Auf unserem Flyer steht das Zitat von Mutter Theresa: wir selbst empfinden, dass was wir tun, nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Aber das Meer wäre nicht so reichhaltig ohne diesen Tropfen.

Margherita Köfler, ProNepal